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-- Willensstärke in Magic (http://www.pmtg-forum.de/wbb2/thread.php?threadid=10957)


Geschrieben von PMTG-Admin am 15.07.2015 um 12:14:

  Willensstärke in Magic

Viel Spaß beim Kommentieren des Artikels Willensstärke in Magic von Andreas Rose!



Geschrieben von Van Phanel am 16.07.2015 um 11:19:

  RE: Willensstärke in Magic

Bisschen schade, dass niemand kommentiert, im Gegensatz zu einem gewissen anderen Andreas fände ich es nämlich schade, wenn du nicht weiterschreiben würdest.

Wieder hochinteressant und als Schachspieler für mich gleich doppelt relevant (die Reallife-Implikationen mal ganz außen vor).

Aus meiner persönlichen Erfahrung denke ich, dass man die Limitierung der Ressource Willensstärke sozusagen "umgehen" kann, indem man sich nacheinander einzelnen Bereichen widmet und in diesen konstant die "richtige" Entscheidung trifft. Währenddessen lässt man anderes automatisch schleifen, man darf also nicht zu viel auf einmal wollen, sonst klappt gar nichts. Nach einiger Zeit ist die richtige Entscheidung dann der Normalfall und benötigt keine Willensstärke mehr, so dass man seine Ressourcen dann wieder voll zur Verfügung hat und trotzdem in dem "erledigten" Bereich weiterhin "richtig" handelt.



Geschrieben von AndiR am 16.07.2015 um 11:29:

 

Hallo Van Phanel,
Vielen Dank erstmal für das Feedback, ich denke die Kommentare werden folgen, ist ja auch keine allzu leichte Kost diesmal Wink

Deine Vermutung ist richtig, du entwickelst damit quasi Entscheidungsroutinen, ähnlilch wie beim Autofahren. Das heißt, die Aufgaben werden dann nach und nach von System 1, also dem unbewussten Denken übernommen. Allerdings ist dieses System auch fehleranfällig, ich denke das werde ich auch mal in einem kommenden Artikel ansprechen.

Ich schreibe auch gerne weiter, sofern Ihr das wünscht und natürlich bin ich auch schon wieder gespannt auf eure Fragen und Beispielsituationen!

MfG, AndiR



Geschrieben von ElvishPiper am 18.07.2015 um 23:06:

 

Hallo Andi. Deine Artikel sind eine willkommene Abwechslung zwischen den Strategieartikeln mit nervigem Magic-Nerd-Sprech.



Geschrieben von Chickenfood am 19.07.2015 um 15:48:

 

Zitat:
Original von ElvishPiper
Hallo Andi. Deine Artikel sind eine willkommene Abwechslung zwischen den Strategieartikeln mit nervigem Magic-Nerd-Sprech.


Was hast du auf einer Magic-Seite erwartet?
Und ansonsten: Wann hat PMTG das letzte mal einen echten Strategieartikel veröffentlicht? 2013 vermutlich.


anyway. mact den Artikel nicht weniger interessant.



Geschrieben von ElvishPiper am 19.07.2015 um 17:46:

 

Zitat:
Was hast du auf einer Magic-Seite erwartet?

Nichts! Umso mehr freut es mich. Wink



Geschrieben von AndiR am 19.07.2015 um 19:08:

 

Vielen Dank,
freut mich wenn es euch gefällt! Wie immer könnt ihr mir auch hier wieder interessante Situationen schildern, ich würde mich darüber freuen.

MfG, AndiR



Geschrieben von DontCountOnMe am 20.07.2015 um 13:52:

 

Also ich weiß nicht - deine Tipps zur Vorbereitung und für längere Turniere klingen irgendwie ganz nett und wie aus dem Lehrbuch abgelesen, nen wenig viel Captain Obvious für meinen Geschmack. Ich meine es gibt sicher kein ist immer richtig, aber das klingt irgendwie so, als wenn man sonst ziemlich schlecht spielen würde. Sicher kann ich einige verlorene Matches auf mangelnden Schlaf oder Gesundheit zurückführen, aber tatsächlich bin ich bei katastrophalen Trips eher positiver gerunnt, als bei einem Federbett mit gesundem Frühstück. Und ich kenne genügend Stories, wo Freunde auf der Parkbank geschlafen haben und Day 1 dann trotzdem ( oder vielleicht deshalb :D?) 9-0 gerunnt sind.



Geschrieben von TobiH am 20.07.2015 um 14:31:

 

Das Folgende ist der Top-Kommentar unter "To Your Health", einem alten Artikel auf StarCityGames.com. Ist destruktiver formuliert als nötig und passt hier natürlich in vielerlei Hinsicht einfach nicht, hat er aber trotzdem gut gesagt, der Sperling …


Zitat:
Original von Matt Sperling

Every year someone pens another "nutrition and sleep are the keys to success" article, licks a stamp, and mails it in. These articles aren't helpful. The weak thesis (good meals and sleep are better than poor meals and no sleep) is common sense for most humans. Of course all else equal you should eat good food and sleep well. Who cares. The strong thesis (sleep and nutrition are more important than or as important as deck choice, sideboard choice, matchups, luck, etc.) is wrong. Not having enough sleep MIGHT matter, but the other choices ALWAYS matter. Plenty of people have had success on little sleep, eating like crap all weekend, or even sick or severely jetlagged. Players should trust their own instincts regarding how much sleep and food they need to function. This article doesn't and can't provide further guidance, it just exaggerates the importance of these elements.

The "ideal diet for a chess player" article is BS also. 67% of Grandmasters eat 3 meals a day. What does that mean? Is that higher than is typical for a person of similar intelligence, wealth, and age of the average grandmaster? Do the 67% perform better than the other 33%? There is no control group or manipulation of variables at all. If I told you 85% of Grandmasters use Google as their search engine of choice, and that 70% enjoy watching tennis, that doesn't mean doing those things will make you better at chess (or Magic). Again, use common sense. Staying hydrated makes sense, but you already knew that.



Geschrieben von AndiR am 20.07.2015 um 19:14:

 

Hey DontCountOnMe,
Ich freue mich, dass du mal den Anstoss zu einer kleinen Diskussion gegeben hast Wink
Wenn es durchaus "obvious" für dich ist, finde ich das gut. Allerdings passiert dir in deiner Begründung ein üblicher Urteilsfehler, über den ich vielleicht mal ausführlicher schreiben sollte.
Menschen neigen zum verifizierenden statt zum falsifizierenden Denken, da das meist ausreichend erscheint und damit das Gefühl der "kognitiven Leichtigkeit" erzeugt. Quasi nach dem Schema: Solange ich ein Beispiel für These X finde, muss diese richtig sein. Ist sie aber manchmal nicht, eine Schwalbe macht ja auch keinen Sommer Wink
Ich kenne mehr als genug Beispiele, wo Personen im Magic schlecht spielen, weil zu wenig Wert auf Schlaf gelegt wurde, Personen sich abgelenkt haben oder auch zuviel "Willenstärke" für unwichtige Dinge verbraten haben. Die psychologische Forschung unterstützt deutlich die These, dass sich Schlafmangel negativ auf Konzentration und Leistungsfähigkeit auswirkt.
Dein Beispiel ist also eher die Ausnahme statt die Regel.
Das Thema Achtsamkeit beinhaltet auch viel mehr als die Botschaft "Haltet euch gesund". In meinen Seminaren gelingt es mir dann meist sehr gut, die Teilnehmer immer wieder darauf aufmerksam zu machen, wenn sie mit ihren Gedanken abgelenkt sind oder Wahrnehmung nicht von Interpretation differenzieren können. Das sehe ich auch gerne in dem einen oder anderen Magicspiel.
Das oben genannte Beispiel des Confirmation Bias ist oft prototypisch für Kartenbewertungen. Da werden sich Situationen erdacht, in der die Karte richtig gut sein könnte, aber die vielen Situationen nicht beachtet, wo sie einfach mal nichts macht. Ich höre auch immer wieder Geschichten, wie Spieler nach einem Mulligan auf 5 noch gewonnen haben oder mit Ihrer Ein-Land-Hand. Meist gewinne ich aber die Spiele, in denen mein Gegner sowas macht.

Vielleicht habe ich auch das Konzept der Willensstärke noch nicht genug rüber gebracht. Bezogen auf das Zitat von Tobi ein Beispiel dazu: Klar spielt die Entscheidung für ein Deck eine wichtige Rolle. Aber wenn ihr euch noch auf der Fahrt zum Turnier permanent einen Kopf macht, welches Deck ihr spielen wollt, verbrennt ihr einfach viele kognitive Ressourcen. Darunter wird auch über lange Sicht euer Spiel leiden. Ob das jetzt so "obvious" ist, weiß ich manchmal nicht. Schon die Entscheidung über Deckhüllen, Getränke, Essen, Zimmer usw. verbrennt kognitive Ressourcen, die selben die ihr auch für die Spiele braucht. Das wir ein und die selbe Ressource für viele verschiedene Tätigkeiten nutzen, ist einigen Menschen meist nicht so klar Wink

Das es so klingt, als würde man sonst ziemlich schlecht spielen, tut mir leid. Das sollte nicht so rüber kommen. Es geht mir eher um eine Art "Doping" fürs Gehirn. Ich habe heute PVDDRs Artikel zum schneller spielen gelesen, da werden gerade im Bereich Denken auch interessante Dinge angesprochen.

Wenn ich dann Berichte lese, wo Pro's tagelange Vorbereitungen für einen Event treffen, weiß ich schon von außen, dass dort ein hohes Maß an Achtsamkeit gelebt wird. Es findet da eine starke Fokussierung auf den relevanten Event statt. Wenn Matt Sperlling schreibt "Staying hydrated makes sense, but you already knew that." dann kann ich dem aus der Erfahrung bei Turnieren und auch von Berichten über diese nur wiedersprechen. Ein Mensch mit Kater ist nicht ausreichend hydriert. Viele trinken auf diesen Turnieren recht wenig, obwohl sie geistige Höchstarbeit verrichten. Einige kommen nie auf das Level der Pros, obwohl sie genau deren Decks spielen. "Common Sense" allein reicht eben manchmal nicht Colgate



Geschrieben von Van Phanel am 23.07.2015 um 14:48:

 

Ist das dann eigentlich auch das Problem bei Burnout, dass die Willensstärke beinahe oder vollständig auf 0 reduziert wird?

Und ist die Willensstärke so wie du sie verwendest schon der passende Fachbegriff oder vereinfachst du hier komplexere Sachverhalte für Laienpublikum (was ja völlig legitim wäre)?


Was den Confirmation-Bias - ein Thema für sich - angeht, bin ich der Meinung, dass du das Mulligan-Beispiel falschherum anwendest: Der Normalfall ist doch, dass man verliert, aber man verliert eben nicht automatisch (und deshalb ist es eben trotzdem manchmal richtig, von 6 auf 5 Handkarten zu gehen).

Was mir gerade noch auffällt: Das "Ansparen von Willensstärke" ist auch der Grund, warum viele Profisportler vor Wettkämpfen jedesmal den exakt gleichen Tagesablauf haben, oder?



Geschrieben von AndiR am 23.07.2015 um 17:45:

 

Vielen Dank für die Anmerkungen Wink

Zum Thema Burn-Out: Mit Willenskraft allein kann man einen Burn-Out nicht erklären, da spielen vor allem Faktoren der Arbeit wie Teamklima, Anforderungen und gefühlt gerechte Entlohnung eine Rolle. Zudem kommen noch negative Gedanken vor allem hinsichtlich der Arbeit hinzu.

Zum Confirmation Bias: Matt Sperling ging davon aus, dass man mit einem Mulligan auf 5 nur ca. 30% der Spiele gewinnen kann. Natürlich verliert man daher oft, manchmal ist es dennoch die richtige Lösung, wenn die ersten beiden Hände schlecht sind oder eine bestimmte Combo oder Karte braucht. Hier ging es jedoch darum, das DontCoutOnMe meinte, man könne nach durchzechter Nacht eventuell noch besser sein. Und das an einem Beispiel erklärte. Das Confirmation Bias sagt ja eben, das man sich für eine These meist Bestärkung sucht, statt nach Gegenbeispielen zu suchen. Ähnlich haben schon Spieler ihren Mulligan auf 5 gerechtfertigt, obwohl die 6 Karten Hand spielbarr gewesen wäre. Sicherlich auch manchmal ein Streitfall. Das Confirmation Bias hat auch nichts mit dem Normalfall zu tun, sondern mit dem sogannten positiven Hypothesentesten, einem klassischen Denkfehler. Könnte in etwa so klingen "Naja, ich hab schon viele Spiele mit Mulligan auf 5 noch gewonnen, warum nicht auch dieses?" Daraus resultiert dann manchmal der Tipp, dass man nichtperfekte Hände schnell mulliganen sollte.

Du "sparst" Willensstärke auch nicht wirklich an, aber Routinen verbrauchen in der Regel nur wenig davon, da die Handlungen automatisiert werden und daher nichtmehr bewusst gesteuert werden müssen. Das nützt auch beim Sport. Einfache Handlungen zu automatisieren ermöglichst es den Personen, Willensstärke in anderen Kontexten zu nutzen.

Im wissenschaftlichen Bereich findet man für den Begriff Willensstärke übrigens eher Wörter wie Selbstregulationsressourcen, Selbstkontrolle und ähnliches, wobei auch der Begriff Willensstärke oder Willenskraft vorkommt. Die genaue Begriffsbestimmung schwankt auch zwischen manchen Autoren, da der Wille eh ein philosophisch kontrovers diskutierter Begriff ist. Selbstregulation hingegen ist da schon eher gut definiert.



Geschrieben von Van Phanel am 23.07.2015 um 18:32:

 

Zitat:
Original von AndiR
Vielen Dank für die Anmerkungen Wink

Zum Thema Burn-Out: Mit Willenskraft allein kann man einen Burn-Out nicht erklären, da spielen vor allem Faktoren der Arbeit wie Teamklima, Anforderungen und gefühlt gerechte Entlohnung eine Rolle. Zudem kommen noch negative Gedanken vor allem hinsichtlich der Arbeit hinzu.


Mein Fehler: Gemeint waren Depressionen. Mir ist zwar eigentlich klar, dass das was völllig anderes ist, aber hat sich trotzdem irgendwie eingeschlichen.



Geschrieben von AndiR am 23.07.2015 um 21:33:

 

Depressionen sind jetzt nochmal ganz anders. Die Selbstregulation fällt Depressiven auch auf Grund anderer Dinge schwer. Aber das müssten wir dann glaube mal per PN diskutieren, das führt dann doch etwas weit weg vom Thema Colgate



Geschrieben von Donner am 24.07.2015 um 21:09:

 

Wenn ihr das per PN diskutiert setzt mich bitte ins cc. Find ich alles sehr interessant und freue mich auf weitere Artikel in diese Richtung.



Geschrieben von AndiR am 24.07.2015 um 21:49:

 

Danke Donner Colgate Ich bin jetzt erstmal eine Woche im Urlaub, dann meld ich mich mal bei euch und schreib euch gerne nochwas zum Thema Depression, Burn-Out und der Rolle des Selbst darin Wink

Weitere Artikel werden dann auch folgen Wink


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